WAZ, 22.10.2004, Lokalausgabe Bochum:

Über die internationale Strahlkraft des Reviers

Ruhrstadt-Diskussion: Blick auf die Rolle
der Medien

Welche Bedeutung haben die Medien für ein
Zusammenwachsen der Ruhr-Region? Diese
Frage stand bei der Abschlussrunde zur
Ruhrstadt-Reihe des Vereins Pro Ruhrgebiet
und der Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets
im Mittelpunkt.
"Der Einsatz für eine bestimmte Vorstellung
geht nicht spurlos am Leser vorbei", erklärt
RUB-Kommunikationswissenschaftler Prof.
Dr. Franz R. Stuke. Bei einer Umfrage in
Dortmund hätten 90 Prozent der WAZ-Leser
das Ruhrgebiet als zusammenwachsende Metropole
gesehen, aber nur 60 Prozent der Ruhr-Nachrichten-Leser.
Das habe mit Inhalten zu tun.
"Wir haben nicht die Aufgabe, Antreiber
zu sein", meint WDR-Programmdirektor Ulrich
Deppendorf. "Das müssen sie machen", appelliert
er an die anwesenden Politiker. Forderungen
nach einer Lokalzeit Ruhr erteilt er eine
klare Absage. Die Lokalzeiten aus Dortmund
und Essen seien mit über 20 Prozent Marktanteil
die erfolgreichsten WDR-Sendungen überhaupt.
Vorstellen könnte er sich aber ein zusätzliches
Format fürs ganze Revier jenseits der tagesaktuellen
Nachrichten.

"Ich glaube nicht, dass Zeitungen Identitäten
schaffen können", erklärt WAZ-Chefredakteur
Uwe Knüpfer. "Aber sie können sie aufnehmen
und stärken." Die WAZ begleite die Ruhrstadt-Diskussion,
weil sie für die Zukunft der Region wichtig
sei. "Wir sind froh, dass uns der WDR dieses
Feld überlässt."
Das Revier müsse eine Dachidentität bilden,
fordert Dr. Wilfried Dege vom Regionalverband
Ruhrgebiet. "Keine Revierstadt besitzt
allein die Strahlkraft, um international
wahrgenommen zu werden." Gute Ansätze sieht
er im Kultursektor - Ruhr-Triennale, Klavierfestival,
Kulturhauptstadtbewerbung. Gemeinschaftsauftritte
von Stadtmarketinggesellschaften auf Messen
seien der richtige Weg.

Ludwig Hörder, Geschäftsführer der Westfalenhallen
Dortmund, befürchtet Zentralisierung. Für
Dortmund wäre es interessanter, mit dem
Märkischen Kreis in einem Planungskreis
zu sein, als mit Duisburg. Dazu Stuke:
"Wie sähen die Westfalenhallen aus, wenn
Bochumer, Essener und Duisburger sagen
würden: Dortmund ist Sauerland, da fahren
wir nicht hin?" JMG


zit. nach:
http://archiv.waz.de/main_mappe2.asp?file=1&docid=01253128&verid=001