WAZ, 21.05.2005, Lokalausgabe Dortmund

Oft genannt, oft auch unterschätzt: Hans Böckler

Dr. Karl Lauschke stellt neue Biografie vor

Zwei Jahre hat Privatdozent Dr. Karl Lauschke
(54) in Archiven gegraben, um die Kenntnisse
ü ber einen oft genannten und oft unterschätzten
Mann freizulegen, dessen Namen viele kennen,
aber nicht dessen Lebenswerk: Hans Böckler.
Böckler, der in diesem Jahr seinen 130.
Geburtstag feiern würde, gilt als "Vater
der Mitbestimmung" in Deutschland. Im jahrelangen
Ringen mit den verschiedendsten Gewerkschaftsströmungen
und vor allem mit Konrad Adenauer habe
Böckler entscheidende Weichen für das Wirtschaftswunderland
mitgestellt.

Es sei "die erste komplette umfangreiche"
Biografie, so Lauschke, der in Dortmund
wohnt und am Institut für Soziale Bewegungen
der Ruhruni-Bochum und auch als Privatdozent
an der Freien Universität in Berlin arbeitet,
die jetzt in zwei Bänden und auch gleich
zwei Verlagen erscheint: Dem Bund-Verlag
und dem Klartext Verlag (Essen). Band 1
der Biografie wurde von Ulrich Borsdorf
verfasst; sie erstreckt sich von der Geburt
Böcklers als Sohn eines Kutschers im mittelfränkischen
Trautskirchen 1875 bis ins Jahr 1945. Die
1982 von Borsdorf erstmals publizierte
Biografie sei für die Komplett-Biografie
aktualisiert und erweitert worden.

Die letzten Jahre Böcklers (1945- 1951)
hat nun Lauschke aufbereitet und ist dabei
auch auf einige Spuren nach Dortmund gestoßen.
Der ehemalige Dortmunder Oberbürgermeister
Fritz Henßler habe Böckler mehrfach moderierend
und in einer Vermittlerrolle zur Seite
gestanden und auch ein Gespräch Böcklers
mit "Panzer-Rohland" habe Henßler eingestielt.
Im Oktober 1949 wurde der Deutsche GewerkschaftsBund
gegründet. Böckler hatte entscheidenden
Anteil daran, dass die Zerplitterung der
Gewerkschaften beendet wurde. Im Februar
1951, wenige Wochen vor seinem Tod, einigte
sich Böckler mit Adenauer über Grundlinien
der Mitbestimmung in Deutschland.bu


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