Stadtspiegel, 12.04.2008

Widersprüchliche Stellungnahmen der Beteiligten

„Bochumer Ermittlungen“ setzen sich mit dem NS-Verbrechen und deren Aufarbeitung auseinander

Mit der NS-Vergangenheit und deren Aufarbeitung in der Nachkriegszeit setzen sich die „Bochumer Ermittlungen“ auseinander. Das Stadtarchiv und das Institut für soziale Bewegungen der Ruhr-Universität veranstalten die Reihe im Sommersemester 2008 gemeinsam. Die Auftaktveranstaltung findet am morgigen Sonntag, 13. April, unter dem Titel „Ich kann mich nicht entsinnen“ in den Kammerspielen, Königsallee 15, statt. Um 18 Uhr geht es um Ermittlungen zum Synagogenbrand in Bochum am 9. November 1938. Die szenische Lesung wird von Judith Ittner für die Bühne eingerichtet. Es lesen Elmar Goerden, Thomas Anzenhofer, Manfred Böll, Benno Ifland, Oliver Möller und Klaus Weiss.

„Den anderen Schauspielern und mir war es wichtig, bei der Lesung mitzumachen. Es ist schockierend, man kennt die Straßen und Plätze und merkt: Es ist die Nachbarschaft“, empfindet Schauspielahaus-Intendant Elmar Goerden. „Wir müssen wissen, was damals passiert ist“, betont auch Prof. Dr. Klaus Tenfelde. Als in der Reichspogromnacht 1938 auch die Bochumer Synagoge in Flammen aufging, war die ganze Stadt auf den Beinen. Die Vernehmungsprotokolle der Beschuldigten, die sich 1949 vor dem Bochumer Landgericht verantworten mussten, sind der zentrale Bestandteil der Auftaktveranstaltung. „Dass Material ist glücklicherweise erhalten geblieben“, erzählt Dr. Ingrid Wölk, Leiterin des Stadtarchivs. Mitglieder des Schauspielhauses setzen die widerpsürchlichen Stellungnahmen der Befragten – vom damaligen Oberbürgermeister über den Kreisleiter der NSDAP bis hin zum Feuerwehrmann – in Szene. Begleitet werden sie von den Bochumer Symphonikern unter der Leitung von Harry Curtis.

Vor der Veranstaltung geben Prof. Dr. Klaus Tenfelde und Dr. Ingrid Wölk um 17 Uhr in der Speisekammer eine Einführung in das Thema: Über „Die NS-Zeit in Bochum“ sprich Prof. Dr. Klaus Tenfelde, den „ 9. November 19 38 und die Bochumer „Ermittlungen“ 1946-1949“ beleuchtet Dr. Ingrid Wölk.

Die zweite Veranstaltung der „Bochumer Ermittlungen“ gibt es am Dienstag, 15. April, um 18 Uhr mit dem Vortrag „Die Kreisleiter der NSDAP im Ruhrgebiet: Eine Funktionselite des NS-Regimnes in der Nachkriegszeit“. Dr. Wolfgang Stelbrink referiert um 18 Uhr im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets, Clemensstraße 17-19.


zit. nach: Stadtspiegel Bochum, 12. April 2008