Die Europäischen Sozialforen: Orte zur Konstruktion transnationaler Allianzen zwischen Gewerkschaften und Sozialen Bewegungen?

Promotionsprojekt im Rahmen der Nachwuchsforschungsgruppe „Transnationale Allianzen zwischen Gewerkschaften und Sozialen Bewegungen in Europe“, Betreuerin: Prof. Dr. Sabrina Zajak

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Die Anti-Globalisierungsbewegung und die Weltsozialforen bekamen nicht nur wegen ihrer transnationalen Ausrichtung viel Aufmerksamkeit, sondern auch auf Grund der Kooperation von sogenannten „Neuen“ Sozialen Bewegungen und Gewerkschaften. Im Rahmen des Promotionsprojektes wird diese Kooperation am Beispiel der Europäischen Sozialforen untersucht. Diese regionalen Foren fanden zwischen 2002 und 2010 in verschiedenen europäischen Ländern statt und wurden sowohl von Organisationen und Einzelpersonen aus Sozialen Bewegung organisiert und besucht, als auch von verschiedensten Gewerkschaftsorganisationen und ihren Mitgliedern. Was sie besonders interessant für die Erforschung von Kooperation macht, ist ihr expliziter Plattform-Charakter, der zwar Raum für gemeinsame Kampagnen und Aktionsbündnisse eröffnen möchte, jedoch als Hauptzweck die Vernetzung und den Austausch zwischen Organisationen hat. Während das erste Forum in Florenz noch als großer Erfolg wahrgenommen wurde und verhältnismäßig viel mediales und akademisches Interesse weckte, traten schon im zweiten Forum in London Konflikte zu Tage und schließlich wurde der Plan, ein weiteres Forum 2012 auszurichten nicht verwirklicht. Dies ist umso erstaunlicher, als man annehmen könnte, dass angesichts der Folgen der Wirtschaftskrise in Europa ein erhöhtes Interesse zu transnationaler und organisationsübergreifender Vernetzung besteht.
Ziel des Promotionsprojektes ist zunächst die Rekonstruktion und Einordnung der Kooperation von Gewerkschaften und Sozialen Bewegungen unter Einbeziehung der transnationalen Ebene im Verlauf der verschiedenen Foren. In einem weiteren Schritt sollen Antworten auf die Fragen gefunden werden, warum die Foren nicht fortgeführt wurden und inwieweit aktuelle Entwicklungen von der Struktur, den Erfahrungen und möglicherweise auch Misserfolgen dieser Form der Kooperation beeinflusst werden. Besonders letzteres wird vom Austausch mit den anderen beiden Promotionsprojekten der Nachwuchsforschungsgruppe “Transnationale Allianzen zwischen Gewerkschaften und sozialen Bewegungen in Europa“ profitieren.
Neben einer Netzwerkanalyse werden Ansätze aus der Forschung zu Sozialen Bewegungen und aus der Gewerkschaftsforschung genutzt. Konzepte wie der Machtressourcen Ansatz, Mode of Coordination und Social Movement Unionism sowie das daran angelehnte Konzept des Radical Political Unionism bieten Kategorien und Erklärungsansätze dafür, welche Faktoren relevant für eine Kooperation sind und wo wichtige Konfliktlinien und strukturelle Hindernisse für Zusammenarbeit zu finden sind. Nicht zu Letzt ist davon auszugehen, dass die ökonomische und politische Situation sowie historische Entwicklung im jeweiligen Herkunftsland der Organisationen eine wichtige Rolle spielt. Um diesem Aspekt gerecht zu werden ist die Untersuchung auf Deutschland und Italien begrenzt.

Kontakt:

Johanna Lauber