Bochumer Historikerpreis

Preisträger 2011: Christoph Kleßmann

Der Bochumer Historikerpreis, der für ein herausragendes Lebenswerk auf dem Gebiet der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte verliehen wird, geht in seiner vierten Auflage an Christoph Kleßmann.



Mit Christoph Kleßmann wird einer der profiliertesten deutschen Sozial- und Zeithistoriker der letzten 40 Jahre mit dem Bochumer Historikerpreis ausgezeichnet. Kleßmann war führend an der Gründung und am Ausbau des Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam beteiligt, das sich zu einer der produktivsten zeitgeschichtlichen Forschungsstätten in Europa entwickelte. Wissenschaftlich gilt sein Hauptinteresse der Beziehungsgeschichte der beiden deutschen Staaten, als deren bester Kenner er gilt.

Der 1938 in Bielefeld geborene Christoph Kleßmann studierte in Göttingen, München und Tübingen. 1969 promovierte er an der Ruhr-Universität Bochum mit einer Untersuchung zur nationalsozialistischen Kulturpolitik und zur polnischen Widerstandsbewegung im Generalgouvernement. Seine ebenfalls in Bochum entstandene, 1978 publizierte Habilitationsschrift über die Geschichte der polnischen Bergarbeiter im Ruhrgebiet zählt zu den Klassikern der Sozialgeschichtsschreibung dieser Zeit und steht noch heute im Rang eines Standardwerks. 1976 nahm Christoph Kleßmann einen Ruf der Universität Bielefeld an und etablierte sich hier als der führende Vertreter der deutsch-deutschen Zeitgeschichte nach 1945. Seine beiden Bücher über „Die doppelte Staatsgründung“ und „Zwei Staaten, eine Nation“ zur gesamtdeutschen Geschichte zwischen 1945 und 1970 wirkten bahnbrechend und fanden in zahlreichen Auflagen durch die Bundeszentrale für politische Bildung vertrieben eine weit über die akademische Fachwelt hinausgehende Verbreitung. 1993 wechselte Christoph Kleßmann an die neu gegründete Universität Potsdam, an der er bald gemeinsam mit Konrad Jarausch die Leitung des ebenfalls neu gegründeten Zentrums für Zeithistorische Forschung übernahm, das sich zu einem international hoch renommierten Forschungszentrum entwickelte. Nach seiner Emeritierung 2004 publizierte Christoph Kleßmann eine viel gelobte Arbeitergeschichte der DDR bis 1971. Große Bedeutung besaß er zudem im wissenschaftspolitischen Bereich, insbesondere als integerer Initiator und Moderator deutsch-deutscher Historikerkontakte, der dann in der Wende- und Nachwendezeit viel zum deutsch-deutschen Zusammenwachsen im Wissenschaftsbereich beitrug. Sein besonderes Engagement galt und gilt aber auch dem deutsch-polnischen Verhältnis in der Geschichtswissenschaft und darüber hinaus. Dafür erhielt Christoph Kleßmann 2009 das Verdienstkreuz am Band des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und wurde 2010 als auswärtiges Mitglied in die Polnische Akademie der Wissenschaften aufgenommen.

Foto: HGR